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Seelsorgerat: Loslassen, damit Neues entstehen kann

Die Kirche kriselt – und jetzt löst sich Ende 2023 auch noch der Seelsorgerat auf? Schon, sagen die Verantwortlichen. Und halten aber dagegen: Loszulassen setze Energie frei. «Neue Aufbrüche» erhoffen sie sich von den Pastoralräumen und dem Synodalen Prozess im Bistum.
Bischofsvikar Hanspeter Wasmer und Seelsorgeratspräsidentin Franzisca Ebener
Ganz frei denken»: Bischofsvikar Hanspeter Wasmer und Präsidentin Franzisca Ebener vom kantonalen Seelsorgerat. | © 2023 Dominik Thali

Dies sei «ein neuer Markstein in der kirchlichen Erneuerung», titelte die Zeitung «Vaterland» am 30. November 1970, nachdem zwei Tage zuvor der «Kantonale Seelsorgerat Luzern» gegründet worden war. Der KSRL «berät (...) pastorale Themen und Anliegen und versteht sich als eine ‹Stimme aus dem Volk Gottes›», wie es im 2018 erneuerten Statut heisst.

1970, nach dem Konzil, ein halbes Jahr nach der Gründung der Landeskirche, vor der «Synode 72»: «Damals herrschte Aufbruchstimmung», blickt Hanspeter Wasmer zurück, der den KSRL seit fünf Jahren als Bischofsvikar begleitet. Neben den Pfarreiräten entstanden kantonale Seelsorgeräte; beides als Ausdruck davon, dass sich Laien – die Bezeichnung ist heute verpönt – auf allen Ebenen der Kirche einbringen sollten.

«Es wandelt sich etwas»

Dies gelang unterschiedlich, aber immer wieder «mit Dynamik», sagt Franzisca Ebener, wenn sie auf ihre Zeit als Präsidentin zurückblickt. Sie löste 2018 Karl Mattmüller ab. Wichtig war dem Seelsorgerat vor allem das Vernetzen: Er brachte Pfarreiräte zusammen und förderte den Austausch von Erfahrungen, um so zum Handeln zu ermutigen. Eine Idee des KSRL ist zudem der seit 2014 vergebene «Dank Dir!»-Preis; gut besucht waren jeweils die Glaubens- und Begegnungstage, wertvoll die Impulse auf den Landeswallfahrten nach Einsiedeln und Sachseln.

Und doch nun: Ende Jahr ist Schluss. Die kriselnde Kirche, die Pandemie, der Mitgliederschwund: Es sei Zeit, loszulassen, finden Wasmer wie Ebener, statt mit viel Aufwand «mitunter schwerfällige Strukturen» anpassen zu wollen. «Ganz frei denken» will Ebener, von einer «heute schwierigen, aber auch spannenden Zeit» spricht Wasmer: «Es wandelt sich etwas, es gibt neue Aufbrüche.» Hoffnung setzen beide in die Pastoralraumräte, die es in etwa einem Drittel der Pastoralräume schon gibt: Freiwillig Engagierte, welche die Pastoralraumleitungen und -teams beraten. Weiter sucht auf Ebene Bistum die Arbeitsgruppe «Synodale Strukturen» nach Möglichkeiten, das Miteinander zu stärken.

Dies und «Pastorale Wegweiser» waren die beiden Themen der Synodalen Versammlung des Bistums, die vom 7. bis 9. September in Bern stattfand. Wasmer wünscht sich, dass es nicht «beim Vordenken» bleibt, «dass etwas weitergeht». Ebener schliesst sich ihm an: «Wir müssen agiler werden, damit wir nahe bei den Menschen sein können.»

Dominik Thali

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